Der Juni, Beginn des Sommers und Monat der Sonnenwende, bringt vor allem eines: Licht. Verborgenes wird sichtbar. Schönes und nicht so Schönes offenbaren sich. Alles war vorher schon da. Wir haben es nur nicht gesehen. Im Samen war die Pflanze schon angelegt. Die Blätter waren schon als Information im Baum vorhanden. Nun ist alles da. Die Sonne steht hoch und wirft harte Schatten. Das ist es, was wir gerade zu sehen bekommen. Es sieht aus, als würden die Dinge schlimmer. Doch sie waren schon so.

Die Welt wird nicht verrückter. Sie war es schon, bevor wir es so deutlich vor Augen hatten. Gewalt, Unterdrückung, Unrecht, Zerstörung, Irrsinn, Lüge – lange schon sind sie angelegt im Samen einer Gesellschaft, die Gewinn und Ausbeutung ins Zentrum stellt. Nun sehen wir es. Nun können wir uns damit beschäftigen, wie wir uns aus dieser Lage wieder befreien können.

Wenn ein Problem sichtbar wird, dann bedeutet das gleichzeitig, dass auch die Lösung nicht weit ist. Problem und Lösung gehören zusammen. Die Lösung ergibt sich nicht, wenn wir versuchen, das Problem zu bekämpfen. Es hat eine Botschaft für uns. Wenn wir die nicht anhören, kann die Lösung nicht kommen.

Der Monat Juni macht uns das Geschenk, ganz genau hinzusehen, hinzuspüren, und dabei in uns zu gehen. Das äußere Licht lädt dazu ein, auch das Innen auszuleuchten. Lassen wir das Licht in unser Herz. Atmen wir es ein und lassen es sich in uns ausbreiten. Dann werden sich auch im Außen Überraschungen ergeben, eine große Wende vielleicht, die Dinge sichtbar macht, mit denen wir nicht gerechnet haben. Sie zeigt, wo es für diejenigen weiter geht, die Liebe im Herzen haben und Frieden in die Welt bringen.

Der Mai gilt als Wonnemonat. Wonne ist gleichermaßen Synonym und Steigerung von Freude. Das Wort geht zurück auf das althochdeutsche winni und bedeutet Weide. Die Tiere kommen aus dem Stall ins Freie. Was vorher verschlossen war, ist nun geöffnet. So öffnen sich auch die Herzen in dieser Zeit, in the mood for Love. Wer dem einen Riegel vorschiebt, der tut nicht nur sich selbst nichts Gutes. Er macht es auch der Welt ein wenig schwerer, eine bessere zu werden.