Über mich
Wie du bin ich in meinem Leben über einige Berge und durch manche Täler geschritten. Leicht gemacht habe ich es mir oft nicht. Doch ich lerne, mit immer leichterem Gepäck zu reisen. Geholfen dabei haben mir vor allem die Stolpersteine, die sich mir in den Weg gelegt haben. Das, was ich nicht will - Unsicherheit, Ängste, Verlust, Konflikte, Krankheit, die Begegnung mit dem Tod - wird für mich immer wieder zu einer Gelegenheit, Überflüssiges, Veraltetes und Krankes von mir abszustreifen.
Geboren wurde ich in der Lüneburger Heide. Bevor ich in Südfrankreich meine Wahlheimat fand, studierte ich in Hamburg, Barcelona und Madrid Erziehungswissenschaften und Romanistik und unterrichtete Sprachen. Hierbei lernte ich, dass bei einem erfolgreichen Kommunikationsprozess das Zuhören ebenso wichtig wie das Sprechen ist.
Eine besondere Art des Zuhörens erfuhr ich, als ich im Jahre 2012 an Brustkrebs erkrankte. Ich hörte meinem Körper zu und fragte das Symptom, was es mir zu sagen hatte. Während meiner Konvaleszenz ließ ich mich als Kranken- und Sterbebegleiterin ausbilden. Hier lernte ich eine weitere Dimension des Zuhörens kennen. Dort, wo wir uns hilflos und ohnmächtig fühlen, können wir einander helfen, indem wir uns in unserer Verletzlichkeit begegnen und den Blick nicht voneinander abwenden, auch wenn es schmerzhaft ist.
Meine Krebserfahrung brachte mich zum Schreiben. Körperliche und geistige Gesundheit ist bis heute eines meiner grossen Themen. Ich schreibe Essais, in denen ich mich immer wieder aufs Neue von dem berühren lasse, was mir in meinem Leben begegnet. Die Probleme der Welt machen auch vor dem kleinen südfranzösischen Winzerort, in dem ich lebe, nicht Halt. Ich fühle mich tief betroffen von der globalen Zerstörung, den nationalen und internationalen Verbrechen, der Missachtung des Lebendigen und dem ungeheuren Unrecht, das überall geschieht.
Gewalt und Krieg, Überwachung und Kontrolle, Autoritätsmissbrauch und Entfremdung, der Verlust von Autonomie und Würde, eine blockierte Kommunikation, explodierende Krankheiten und Suizide, Einsamkeit, Isolation, Sinnlosigkeit und eine wie ein Krake um sich greifende Technologisierung und Virtualisierung, die das Natürliche durch das Künstliche ersetzt, sind Themen, die mich beschäftigen. Ich fühle mich tief verbunden mit den unterdrückten und gequälten Menschen, mit der ausgebeuteten Natur, mit den missbrauchten Elementen. Auch wenn ich selber im Moment keine Not erleiden muss: Als Teil des Ganzen geht es mich etwas an, was da draussen passiert.
Ich fühle mit. Denn ich weiss, wie es ist, nicht gesehen zu werden, verlacht und nicht ernstgenommen. Ich kenne das Ausgeschlosseinsein, die Scham und die Einsamkeit. Ich weiss, wie es ist, durch sich selbst zum Fussabtreter gemacht zu werden und durch andere zum Sündenbock. Ich kenne den Gegenwind, der dem entgegenschlägt, der seine Feindbilder abbaut und sich für den Frieden einsetzt, die Ablehung und Zurückweisung, wenn man nicht im Mainstream schwimmt und auch unbequeme Fragen stellt.
Aus diesen Erfahrungen nährt sich auch mein Wirken. Als Sprachlehrerin engagiere ich mich für eine lebendige Kommunikation. Als Autorin versuche ich, andere dazu zu ermutigen, die Reise in die eigene Innenwelt anzutreten. Als Gefährtin begleite ich Menschen auch in ihren dunklen Momenten und halte das Feld der Zuversicht lebendig. Als Nachbarin schaffe ich Räume, in denen Freude und Verbundenheit gelebt werden können. Und als Mitglied der grossen Menschheitsfamilie, zu der wir alle gehören, wirke ich mit an dem Lebensnetz, aus dem niemand herausfallen kann.

Im Interview
MANOVA im Gespräch: „Stolz und Vorurteil“
Im Manova-Exklusivgespräch mit Elisa Gratias geht es darum, dass wir uns besser mit uns selbst beschäftigen, anstatt uns an unserem Gegenüber abzuarbeiten.
Im Interview
"FreiSein für ein friedvolles Leben"
Im Gespräch mit Michael Karjalainen-Dräger von ZeitenWenden-Talk geht es um mein Buch "Der Königsweg" und um die Themen Selbstbewusstsein, Krankheit als Wegweiser, die Angst vor dem Tod, Aggression und Krieg als Folgen patriarchaler Strukturen sowie das Zuhörenkönnen als Voraussetzung für eine gelungene Kommunikation.